Yoga-Sutra I.08 – Querdenken macht fit und happy
Im Yoga-Sutra I.8 erklärt uns Patanjali welche besondere Gefahr darin liegt, wenn wir unser Wissen auf der Basis einer verzerrten Wahrnehmung aufbauen: Das aus der verworrenen Wahrnehmung heraus entwickelte Wissen ist folgerichtig mindestens ebenso verworren.
Oft machen wir uns nicht klar, was das eigentlich im Alltag bedeutet. Das Problem ist nämlich, das wir in jedem Moment in der jeweils vorherrschenden Wahrnehmungsverzerrung unserer aktuellen Stimmung gefangen sind. Wir können gar nicht anders, als verworren wahrnehmen. Dessen sollten wir uns grundsätzlich klar sein, und entsprechend bewusst damit umgehen. Im Yoga-Sutra werden wir auf diese Zusammenhänge aufmerksam gemacht.
Insbesondere dann, wenn wir uns – um Klarheit bemüht – mit der exakten Definition der verwendeten Begriffe auseinandersetzen, geraten wir in die Fänge der Wahrnehmungsverzerrung. Denn sobald wir Worte verwenden und diese definieren, damit andere verstehen wovon wir sprechen, in dem Moment kanalisieren wir unser Denken. Wir legen uns auf eine Denk-Norm fest, und gelangen folgerichtig zu den mit dieser Definition verbundenen Assoziationsketten. Das heißt unser Denken ist gefangen, eingeengt in einer vorgegebenen Spur.
Damit will ich nicht sagen, das Begriffsdefinitionen etwas Schlechtes wären. Sie sind immer dann unverzichtbar, wenn wir uns mit mehreren Personen über einen gemeinsamen Inhalt austauschen wollen. Da kommen wir einfach nicht weiter ohne Definitionen, da wir ständig aneinander vorbei reden. Trotzdem ist es wichtig, das man sich des kanalisierenden Einflusses von Begriffen, Mental-Konstruktionen und Denk-Normen bewusst ist. Man hat nun mal einfach Schwierigkeiten damit ausserhalb dieser normierten Pfade zu Ergebnissen zu kommen.
Dh. genau das Instrument, das auf der einen Seite erforderlich ist um weiter zu kommen, ist auf der anderen Seite die Blockade die uns am Weiterkommen hindert. Dieses Paradoxon gilt es aufzulösen, um in die Kommunikation neue Aspekte einbringen zu können: Wohldosiertes Querdenken ist gefragt! Und zwar überall, wo Menschen sich austauschen. Auch dafür bietet das Yoga-Sutra eine Lösung. Die schauen wir uns in einem späteren Beitrag an.
Aus therapeutischer Sicht bedeutet das, sobald unsere Erkrankung einen Namen hat, bzw. eine Diagnose, wird sich unser Denken darauf einstellen. Neue Gedanken entstehen dann nur noch im Kontext dieser Diagnose. Wenn diese Diagnose die real vorliegende Situation nicht hundertprozentig korrekt beschreibt, sondern nur den gerade vorherrschenden Teilaspekt, führt es dazu dass alle anderen Aspekte unberücksichtigt bleiben. In sehr vielen Fällen bleibt dabei insbesondere der hauptsächliche Krankheitsfaktor außerhalb der Wahrnehmung, denn die eigentliche Krankheitsursache ist oft nicht sofort erkennbar. D.h., ich komme aus meinem Krankheitsgefängnis nicht mehr heraus und bleibe krank oder schwach. Mein Denken hält mich darin fest. Dasselbe gilt auch für Vorstufen von Krankheit: unglücklichen und freudlosen Lebensphasen.
Um mich daraus zu befreien, muss ich meine Wahrnehmung ändern. Ich muss alle relevanten Aspekte meines Lebens ins Bewusstsein rücken. Damit ich auch die Aspekte die in der Diagnose nicht enthalten sind, die aber ebenso wichtig sind, angemessen berücksichtigen kann, muss ich andere Denkpfade einschlagen. Das bedeutet, das ich meinen Geist ganz bewusst quer stelle und eine ungewohnte Perspektive einnehme. Ich werde zum Querdenker, um meinen ganz persönlichen Weg zur Heilung zu finden. Wie das geht, lernst du in der Yoga-Therapie-Ausbildung.
Schau in diesem Video zum Yoga-Sutra Kap.I.8 warum das so ist:
Weitere Gedanken zum selben Vers
Etwa 5 Jahre nachdem ich dieses Video aufgezeichnet habe, habe ich erneut über diesen Vers meditiert. Dazwischen liegen unzählige Yogatherapie-Ausbildungen und -Wochenenden, die ich gegeben habe. Im Beitrag YS1.8: Wissen schafft Irrtum kannst du das Ergebnis dieser Meditation nachlesen.
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